Mark Twain am Neckar

Wir waren mit Stadtguide Klaus Mombrei unterwegs und haben Heidelberg und die Region auf den Spuren des amerikanischen Schriftstellers entdeckt.

Dilsberg, Odenwald, Stadtführer Klaus Mobrei als Mark Twain

Guide Klaus Mombrei alias Mark Twain  | © TMBW, Foto: Gregor Lengler

STUTTGART – Der Neckar ist nicht der Mississippi. Aber auch rund um Heidelberg kann man aufregende Abenteuer erleben – wenn man Mark Twain heißt und ein Schriftsteller auf der Suche nach Geschichten ist. Notfalls erfindet man welche. So erzählt der amerikanische Autor in seinem Buch „Bummel durch Europa“ etwa, dass er den Neckar mit einem Floß befahren habe: „Wir glitten still zwischen den grünen, duftenden Ufern dahin, mit einem Gefühl der Freude und Zufriedenheit, das immerzu wuchs.“ Dann allerdings sei das Floß an einen Brückenpfosten in Heidelberg geknallt und gekentert. Glücklicherweise konnte die Besatzung laut Twain das rettende Ufer erreichen. Ob der Text der Wahrheit entspricht? Vermutlich nicht, aber Twain schrieb ja keine Reportagen, sondern Reiseliteratur.

 

Eine lange Europatour

Doch beginnen wir mit dem Anfang: Am 25. April 1878 kommt Mark Twain mit seiner Familie im Hamburger Hafen an und reist bald weiter nach Süddeutschland. Er braucht einen Tapetenwechsel und Stoff für ein neues Buch, weil er Geldsorgen hat. Luzern, Venedig und Mailand – Mark Twain kommt herum. Etwa anderthalb Jahre bleibt die Familie in Europa. Dem Autor gefällt der Kontinent, er lernt sogar etwas Deutsch. Fast uneingeschränkt angetan ist Mark Twain von Heidelberg und der Region am Neckar, in die er viele Ausflüge unternimmt. Er schreibt: „Man wird nie müde, in den dichten Wäldern umherzustöbern, die alle diese hohen Neckarberge bis an ihre Gipfel umkleiden.“ Und so notiert er begeistert, wenn auch leicht ironisch: „Deutschland im Sommer ist die Vollendung des Schönen, aber niemand, der nicht auf einem Floß den Neckar hinuntergefahren ist, hat die äußersten Möglichkeiten dieser sanften und friedlichen Schönheit wirklich begriffen und ausgekostet.“

Und weil der Amerikaner gleich mehrere Passagen seines Reisebuchs Heidelberg widmet, hat er dort ein zeitgenössisches Alter Ego gefunden: Guide Klaus Mombrei führt als Mark Twain verkleidet durch die Stadt – im weißen Anzug, mit Gehstock und Hut. „Ich bin irgendwann gefragt worden, ob ich das mal machen würde“, erzählt Mombrei. Und dann hat er die eher zufällig übernommene Rolle mit so viel Leben gefüllt, dass er nicht mehr aus ihr herauskam und wollte. Mittlerweile macht er solche Touren nur noch ab und zu auf Anfrage, so wie heute mit uns: Wir erkunden die Altstadt und fahren ein Stück auf dem Neckar. Denn Mark Twain schreibt auch Überraschendes über den Fluss und die Burgen, über Heilbronn und Bad Wimpfen. An einer Stelle heißt es: „An vielen Stellen ist der Neckar so schmal, dass man einen Hund hinüberwerfen kann, wenn man einen hat (…)“. Der Schriftsteller, der eigentlich Samuel Langhorne Clemens heißt, residiert damals über der Stadt Heidelberg in Alberts Schlosshotel, das es nicht mehr gibt. Er genießt die Aussicht aufs Wasser und die Stadt. Sie liege in einer Schlucht, die die Form eines Hirtenstabes habe, notiert er. Und weiter über das abendliche Heidelberg: „Ich habe niemals eine Aussicht genossen, die einen so stillen und beglückenden Zauber besessen hätte.“ Klar, dass Gäste aus den USA sich hier an seine Fersen und Verse heften.

„Howdy, howdy, liebe Freunde in Deutschland“, begrüßt uns denn auch der unechte Mark Twain am riesigen Weinfass im Heidelberger Schloss und erklärt mit schelmischem Unterton, dass in dem Fass einst gar kein Wein lagerte, sondern Sahne. Man hört dem Guide gerne zu – und irgendwann vermischt sich alles: der originale Mark Twain, sein Heidelberger Alter Ego, die Region am Neckar einst und jetzt, Fiktion und Realität. Das ist reizvoll und macht Spaß und hätte vermutlich auch Mark Twain gut gefallen, denn auch der liebte ja die Ironie und das Spiel mit Wahrheiten.

Weiter geht’s zum Studentenkarzer in der Altstadt. Der ist berühmt, weil hier die wegen Ruhestörung einsitzenden Studenten vergangener Zeiten die Wände bemalten. Mark Twain schreibt: „Ich glaube nicht, dass ich mich jemals in einem Raum befunden habe, der reicher al fresco ausgemalt war.“ Am Neckaranleger schließlich steigen wir auf ein Schiff der Weißen Flotte, brechen zur „Vier-Burgen-Rundfahrt“ auf. Sie führt bis nach Neckarsteinach und zurück, durch einen idyllischen Teil des Neckartals. Bei Kaffee und Kuchen halten wir Ausschau nach den Sehenswürdigkeiten, die auch Twain einst kennenlernte, wie etwa Neckargemünd und den Dilsberg, und blättern im „Bummel durch Europa“: Mark Twain wandert damals am Fluss entlang, aber nur kurz. Mit einem Freund bricht er zu Fuß von Heidelberg nach Heilbronn auf, nimmt dann aber doch lieber den Zug.

Zurück macht die Reisegruppe dann jene Floßfahrt, die so dramatisch endet. Und auch wenn das ausgedacht ist, der Neckar und die Flöße könnten Mark Twain doch zu seiner Fortsetzung der Tom-Sawyer-Geschichte inspiriert haben, erzählt Klaus Mombrei augenzwinkernd. „Huckleberry“ heißt in amerikanischem Englisch „Heidelbeere“. Heidelbeere, Heidelberg, Floßfahren, da macht doch etwas klick, oder? Ob diese Story stimmt? Vielleicht auch geflunkert. Zwischen Mississippi und Neckar liegen ja nun wirklich Welten. Aber: „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ werden das bekannteste Buch Mark Twains.

 

Info-Kasten:
Mehr über Heidelberg findet man unter heidelberg-marketing.de und über die Region unter tg-odenwald.de

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Pressekontakt

Sannah Mattes

Stellvertretende Pressesprecherin / Public Relations

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